Wasser lagern: „Wichtig ist es, bei der Abfüllung hygienisch zu arbeiten“ [Experten-Interview]

Wir haben mit Wasser-Gutachter Wolfgang Mascher gesprochen. Erfahrt, worauf es beim Wasser lagern und abfüllen ankommt, damit ihr gesund bleibt.

Trinkwasser ist lebenswichtig: Wer nicht genügend trinkt klagt schnell über Kopfweh, wird müde und kann sich nur noch schwer konzentrieren. 

Genügend Trinkmöglichkeiten einzulagern steht aus diesem Grund ganz oben auf der Checkliste zur Krisenvorsorge.

Wenn du Leitungswasser falsch lagerst, können sich Keime vermehren. Trinkst du es dann, kann dies zu Erbrechen und Durchfall führen. 

Stellt euch vor, ihr habt in dieser Situation auch noch keinen Strom und die WC-Spülung funktioniert nicht. Ein Umstand, den es dringend zu vermeiden gilt.

Wir haben mit Wasser-Gutachter Wolfgang Mascher gesprochen und wichtiges Know-how für euch zum Thema Wasser lagern zusammengetragen.

Im Gespräch mit ...

Mag. Wolfgang Mascher
Gutachter gem. §73 LMSVG für „Trinkwasser, Mineralwasser und sonstige Wässer für den menschlichen Gebrauch“

HYGIENICUM GmbH
Institut für Lebensmittelsicherheit und Hygiene
Robert-Viertl-Straße 7
8055 Graz

Kann in Österreich und Deutschland Wasser bedenkenlos aus der Leitung getrunken und eingelagert werden?

Österreichisches und deutsches Leitungswasser (aus öffentlichen Wasserversorgungsanlagen) wird streng kontrolliert und kann bedenkenlos getrunken werden. 

Bei der Verwendung eines Hausbrunnens ist zu empfehlen, das Wasser regelmäßig untersuchen zu lassen.

Wie lange kann Leitungswasser gelagert werden?

Unter der Voraussetzung, dass das Leitungswasser die Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllt, kann es sehr lange (Monate bis Jahre) gelagert werden.

Wichtig ist es, bei der Abfüllung hygienisch zu arbeiten, also Verunreinigungen zu vermeiden. Das abgefüllte Wasser muss gut verschlossen, möglichst kühl, trocken und vor Sonnenlicht geschützt gelagert werden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Ungeübter in seiner Küche alles hygienisch korrekt macht?

Das kriegt man als ungeübter Anwender schon hin. 

Die für die Anwendung verwendete Leitung sollte gut gespült sein. Eventuelle Wasserfilter bzw. Aufbereitungsanlagen (z.B. Enthärtungsanlagen) im Hauswassersystem sollten gewartet sein. 

Kanister sollten natürlich sauber und ohne Verunreinigungen sein. Diese auszuspülen macht auf jeden Fall Sinn. 

Bei mehrfacher Verwendung von Gefäßen kann auch eine Desinfektion (mit z.B. Chlor) hilfreich sein.

Vor dem Abfüllen sollte die Leitung einige Minuten gespült werden. 

Bei der Abfüllung sollte man durch hygienische Handhabung Verunreinigungen von außen verhindern, z.B. nicht in die Flasche greifen, Gefäß vor Staub schützen, keine (möglicherweise verkeimten) Schläuche verwenden.

Wasser lagern: Welche Behälter sind zur Aufbewahrung von Leitungswasser empfehlenswert?

Man sollte natürlich darauf achten, dass das gewählte Produkt lebensmittelecht und für den Verwendungszweck geeignet ist. 

Die Form (z.B. Wasserbeutel oder Kanister) hat vor allem Einfluss auf den Platzbedarf im unbefüllten Zustand.

Wasserbeutel sind eine platzsparende Möglichkeit, um Wasser zu bevorraten.

Welche gesundheitliche Folgen können eintreten, wenn Wasser „schlecht“ wird und man es trinkt?

Im Normalfall wird gut verschlossenes Wasser unter geeigneten Lagerbedingungen nicht „schlecht“

Sollten sich zum Zeitpunkt der Abfüllung jedoch bereits Krankheitserreger im Wasser befunden haben, ist eine Vermehrung dieser und eine Erkrankung nach dem Trinken möglich.

Zumeist handelt es sich um gastrointestinale Erkrankungen. 

Bei Geschmacksveränderungen ist vom Trinken abzuraten.

Braucht man Wasseraufbereitungstabletten wie z.B. Micropur, um Leitungswasser länger zu lagern?

Nein, Leitungswasser (welches den gesetzlichen Vorgaben entspricht) kann hygienisch sauber abgefüllt auch ohne Wasseraufbereitungstabletten über Monate hinweg gelagert werden. 

Bei gewerblich abgefüllten Wässern (Mineralwasser, Tafelwasser, Trinkwasser) geben die Hersteller eine Mindesthaltbarkeit von ein bis zwei Jahren an, wobei das Wasser im Normalfall auch nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit noch genießbar ist.

Ist bei einem Hausbrunnen die Verwendung von Micropur ratsam?

Bei jedem Gebäude mit Aufenthaltsräumen muss in Österreich die hinreichende Versorgung mit gesundheitlich einwandfreiem Trinkwasser gesichert sein. 

Verwendet man einen Hausbrunnen, dann sollte man – wie schon erwähnt – den baulich-hygienischen Zustand des Brunnens am Stand der Technik halten und das Brunnenwasser regelmäßig kontrollieren lassen.

Wie sieht es mit „alten“ oder verunreinigten Wasserleitungen in Mehrparteienhäusern aus?

Damit sind wohl Leitungsmaterialien (z.B. Blei) gemeint, welche heute nicht mehr verbaut werden. 

Bei Bleileitungen ist es ratsam, das Wasser jeden Morgen gut ablaufen zu lassen, denn eine Bleibelastung findet man im Stagnationswasser.

Hat die Anwendung von Micropur Auswirkungen auf die Gesundheit?

Die Konservierungsleistung von Produkten wie z.B. Micropur basiert auf Silberionen. Neben der antibakteriellen Wirkung können Silberionen (je nach Dosis) auch menschliche Gewebezellen schädigen.

Gemäß „Österreichischem Lebensmittelbuch – Kapitel B1 Trinkwasser“ ist eine Behandlung mit Silberionen kein zulässiges Verfahren für die Desinfektion von Trinkwasser. Trinkwasser, das für Notfälle in Behältnissen gelagert wird, darf mit Silber bis zu einer Konzentration von 0,08 mg/l Silber (als Ag) konserviert werden (ÖLMB B1).

Produkte wie z.B. Micropur werden sinnvollerweise für den Brauchwassertank bei Campern bzw. Booten verwendet. 

Vom Einsatz im Trinkwasserbereich würde ich abraten.

Heißt das, dass Micropur (Classic) verwendet werden kann, wenn man sich bei der Wasserqualität unsicher ist?

Bei einer kurzzeitigen, nicht regelmäßigen Aufnahme von Wasser mit Micropur (richtige Dosis beachten!) sind eventuelle gesundheitliche Auswirkungen unwahrscheinlich.

Welche Qualität muss Brauchwasser aufweisen?

Auch Brauchwasser sollte je nach Verwendungszweck einen möglichst guten mikrobiologischen Zustand aufweisen. 

Beim Duschen besteht beispielsweise Gesundheitsgefahr auch ohne, dass man das Wasser trinkt (z.B. durch Legionellen oder Pseudomonas aeruginosa). 

Oder zum Abwaschen von Lebensmitteln sollte man natürlich auch Wasser ohne Krankheitserreger verwenden.

Deshalb macht der Einsatz von Micropur im Brauchwassertank durchaus Sinn. Eine Verkeimung und Biofilmbildung im Brauchwassertank gilt es zu verhindern.

Wasserkanister können in erster Linie bei der Bevorratung von Brauchwasser wertvolle Dienste erweisen.

Wie lange kann gekauftes Mineralwasser in Flaschen gelagert werden?

Bei gewerblich abgefüllten Wässern (Mineralwasser, Tafelwasser, Trinkwasser) geben die Hersteller eine Mindesthaltbarkeit von ein bis zwei Jahren an, wobei das Wasser im Normalfall auch nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit noch genießbar ist.

In der Regel werden für Glasflaschen zwei Jahre und für PET-Flaschen ein Jahr Mindesthaltbarkeit angegeben. 

Kohlensäurehaltiges Wasser kann in PET-Flaschen einen Teil seiner Kohlensäure verlieren und Sauerstoff leichter eindringen.

Ist es denkbar Regenwasser auch als Trinkwasser zu verwenden?

Gesammeltes Regenwasser zu trinken ist nicht ohne gesundheitliches Risiko

Eine Aufbereitung im Sinne einer Filtration und Desinfektion (z.B. Abkochen mit Siedetemperatur mind. 3 Minuten) sollte unbedingt durchgeführt werden.

Wie kann im Falle einer Krise ansonsten Wasser aus der Natur gewonnen werden?

Das Trinken von Wasser aus Quellen, Bächen und Seen beinhaltet ein gesundheitliches Risiko, wobei sich das Risiko bei einem Gebirgsbach nahe am Quellursprung natürlich minimiert. 

Es gibt Outdoor-Ausrüstung für die Vorbehandlung von Wasser aus Oberflächengewässern in Form von Wasserfiltern und Entkeimung durch UV-Bestrahlung.

UV-Bestrahlung ist ein wirksames und zugelassenes Desinfektionsverfahren in der Trinkwasseraufbereitung. 

Die Wirksamkeit von „Survival UV-Sticks“ ist mir jedoch nicht bekannt. Chemische Verunreinigen werden durch diese Behandlungsmethoden nicht entfernt.

Können chemische Verunreinigungen mit einem Aktivkohlefilter reduziert werden?

Aktivkohlefilter können teilweise chemische Verbindungen aus dem Wasser filtern. 

Um Aktivkohlefilter sinnvoll einzusetzen, sollte man über die Zusammensetzung des Rohwassers jedoch Bescheid wissen (Anm.: Aus unserer Sicht ist das für Laien schwer durchführbar. Daher bleibt bei der Anwendung ein Restrisiko bzgl. chemischer Verunreinigungen).

Abschließend: Möchtest du uns einen Einblick in deine eigene Krisenvorsorge geben?

Ehrlich gesagt, habe ich mich mit dem Thema Krisenvorsorge bislang wenig beschäftigt und meine Vorräte würden nach einigen Tagen am Limit sein.

Bezüglich Wasservorrat würde ich zur Trinkwasserversorgung gekauftes abgefülltes Wasser aus Österreich lagern. 

Zusätzlich zu meinem bestehenden Mineralwasservorrat in Glasflaschen würde ich abgefülltes Wasser in großen Gebinden (z.B. 19 Liter Gebinde am Markt, pro Person ein Gebinde) kühl und lichtgeschützt lagern.

Als Brauchwasser würde ich im Ernstfall die Badewanne und andere Behälter befüllen (Wasserbeutel sinnvoll, weil sie bis zum Befüllen keinen Platz benötigen).

Auf chemische Konservierungsmittel bzw. Outdoor-Aufbereitungsequipment werde ich verzichten. Stattdessen setze ich auf stromlose Kochmöglichkeiten (Campingkocher inkl. ausreichend Brennstoff bzw. Holzvorrat), um im Bedarfsfall Wasser abkochen zu können.

Unser Fazit

Ein gesunder Mensch kann drei bis vier Tage ohne Trinkwasser überleben. Bei Kindern und kranken Menschen wird es bereits nach einem Tag kritisch.

Wasser für den Notfall auf Vorrat einzulagern ist daher aus unserer Sicht ein Muss. Abgefülltes, gekauftes Wasser bildet für uns hier die Basis.

Selbst abgefülltes Leitungswasser, z.B. in Kanistern und Wasserbeutel, erachten wir für die Brauchwasserversorgung als sinnvoll. Im Notfall kann dieses auch als Trinkwasser verwendet werden.

Leitungswasser kann ohne Konservierungsmittel bis zu Monate gelagert werden. Sauberkeit spielt laut Wassergutachter Mascher dabei eine zentrale Rolle: Alle Gefäße, die dafür verwendet werden müssen gut ausgespült werden und staubfrei sein.

Wenn man sich sicher ist, dass die Qualität des Leitungswassers gut ist (zum Trinken geeignet) und man bei der Abfüllung alles richtig gemacht hat, braucht man dem Experten zu Folge keine chemischen Konservierungsmitteln wie Micropur.

Eine kurzzeitige Verwendung im Krisenfall für Trinkwasser ist allerdings möglich – z.B. wenn man sich ob der Trinkwasser-Qualität unsicher ist oder für Brauchwasser, das in Tanks gelagert ist.

Marina

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