Klimakrise & Energiekrise treffen lauen Herbst. Kein Grund zur Sorge?

Oktober 2022: Klimawandel trifft Energiekrise – oder doch nicht?

Die Folgen des Ukraine-Kriegs warfen ihre Schatten auf den Winter 2022/2023. Ein ausnehmend schöner Herbst sorgte für kollektives Aufatmen. Ein Trugschluss?

Die Energiekrise, ein drohendes Blackout und dazu noch eklatante Teuerungen des täglichen Lebens, getrieben durch die hohe Inflation: Experten blick(t)en der kalten Jahreszeit heuer in höchster Alarmbereitschaft entgegen – und rieten zur individuellen Krisenvorsorge.

Ein sehr milder Herbst schien nun die Situation subjektiv zu entschärfen: Plötzlich gab es genug Gas und der Klimawandel zeigte sich von seiner “positiven Seite”.

Zwei triftige Gründe für uns, diese Situation kritisch zu beleuchten. Lest mehr.

Klimawandel: Wenn der Oktober zum Mai wird

Der beste Zeitpunkt, um über Notfallvorsorge nachzudenken, ist immer jetzt“, rät Ursula Fuchs, Expertin für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Denn, “wenn die Katastrophe eingetreten ist, ist es zu spät. Man kann keine Vorräte einkaufen oder hat die Powerbank nicht aufgeladen”, so Fuchs.

Während noch im Sommer das Thema Krisenvorsorge unserer eigenen Wahrnehmung nach medial – und in unserem Umfeld – sehr präsent war, schien sich das im Herbst zu wandeln.

Das “jetzt” wurde wieder zu einem “später, vielleicht einmal”. Angenehme Sonnenstunden, bunt gefärbtes Herbstlaub und kalte Heizkörper schienen die Energiekrise auszubremsen. Aber warum?

Der Oktober 2022 war sehr warm und trocken. Laut einer Aussendung des Deutschen Wetterdienst (DWD) sogar “extrem warm” und habe eher einem “hierzulande typischen Mai” entsprochen.

Die Experten des DWD verorten damit einen “Blick in unsere Klimazukunft”. Die Österreichische Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) berichtet, dass man den “wärmsten Oktober der Messgeschichte erlebt” habe.

Sehr warm und trocken: Das war der Oktober 2022. © Pixabay / KaiPilger

Wie habt ihr den diesjährigen Herbst empfunden? 

Ich war Ende Oktober noch barfuß im Garten. Viele meiner Social-Media-Freunde haben ihn für einen verspäteten Badeurlaub genutzt und das unbeschwert dokumentiert.

Die meisten davon waren im kroatischen Istrien, der Kvarner Bucht oder an der italienischen oberen Adria. Wunderbare Orten, an denen die Sommersaison normalerweise mit dem Schulbeginn im September von Wind und unbeständigem Wetter abgelöst wird.

Das Thema der subjektiven Wahrnehmung ist hier zentral: Die für diese Jahreszeit überraschend lauen Temperaturen haben uns leichtfüßig gemacht. Die prognostizierten Szenarien (Gasmangel, drohendes Blackout durch Strommangel etc.) schienen noch einmal aufgeschoben.

Wir konnten ein Stück weit durchatmen.

Wieso wir denken, wie wir denken

Unser Planet heizt sich auf, weil wir zu viel CO2 ausstoßen. Wir freuen uns ganz ohne Unbehagen über Sommertemperaturen Ende Oktober, während die Klimakrise – eine der größten Krisen der Menschheit – unser Leben gerade in diesem Moment einschneidend und spürbar markiert.

Und die Energiekrise: Was bedeuten die milden Temperaturen hier? Die Heizsaison startet später bzw. weniger intensiv. Die österreichische Tageszeitung “Die Presse” verortete vor diesem Hintergrund Ende Oktober sogar eine “Unerwartete Wendung der Energiekrise”.

Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet Mitte November, dass eine “Gasmangellage in diesem Winter äußerst unwahrscheinlich” sei und beruft sich auf den Speicherverband “Ines”. Der wohltemperierte Herbst und die gefüllten Gasspeicher in Europa seien in beiden Fällen der Grund.

Parallel dazu sind die Suchanfragen bei Google rund ums Thema Krisenvorsorge erheblich gesunken. Auch wir verzeichneten einen Rückgang der Besucher:innen im Herbst auf krisenchecker.com.

Zwei weitere Anhaltspunkte dafür, dass das Thema im Moment weiter in den Hintergrund gerückt ist.

Nachfolgend findet ihr Screenshots von “Google Trends” zur Entwicklung der Suchanfragen von drei spannenden Themen in den letzten 12 Monaten: “Energiekrise”, “Petroleumofen” und “Blackout”. Bei allen Charts ist ersichtlich, dass die Suchanfragen im September überdurchschnittlich hoch waren – und im Oktober wieder abgeflaut sind.

Entsprechende mediale Berichterstattung und günstige Wetterbedingungen scheinen die persönliche Wahrnehmung der Menschen in diesem Herbst stark geprägt zu haben.

Es mutet an, als ob Krisenvorsorge ein Stück weit aus den Köpfen der Menschen verschwunden sei. Die Leute wirken krisenmüde – und man kann es ihnen nicht verdenken.

Zuerst eine Pandemie und nun ist auch noch die Rede von multiplen Krisen, ja sogar einem neuen Zeitalter von Krisen, mit denen wir lernen müssen zu leben. Da tut ein bisschen Sonne und Prokrastination im lauen Herbst ganz gut. Doch aufschieben ist selten eine Lösung.

Sehen wir uns die aktuelle Situation objektiv betrachtet an.

Die Energiekrise: Status quo

Der Nachrichtenagentur Bloomberg zu Folge hat Europa zurzeit tatsächlich mehr Gas, als es verbrauchen kann. Zudem sei der Gaspreis im Oktober auf den niedrigsten Stand seit Juni 2022 gesunken. 

Diese beiden Faktoren werden allerdings von drei unbeeinflussbaren Parametern flankiert:

Ukraine-Krieg

Mögliche weitere Angriffe auf Energieanlagen könnten das Gleichgewicht des Gasmarkts erneut schwer erschüttern.

Ein unerwarteter Kälteeinbruch

Der Winter war bisher gemäßigt und eher mild in Europa in diesem Jahr. 

Eine überraschende Wetterwende könnte den Gasverbrauch allerdings drastisch ankurbeln und die Situation verschärfen.

Steigende Nachfrage aus Asien

Russland war bis dato der Hauptlieferant für Gas in Europa. Heuer kommt das Gas auch aus anderen Ländern, u.a. aus Norwegen, Belgien oder den Niederlanden. 

Wir bedienen uns damit verstärkt am Weltmarkt

Eine unvorhergesehene mögliche höhere Nachfrage aus Asien könnte den Gaspreis in die Höhe treiben.

Laut Experten begleiten uns die Folgen der Gaskrise möglicherweise noch Jahrzehnte. © Pixabay / Pexels

Analysten zufolge ist Europa derzeit (12/2022) gut mit Gas versorgt. Die drei eben skizzierten Punkte, der Ukraine-Krieg, mögliche Kälte und ein drängender asiatischer Markt können nicht beeinflusst werden und hätten weitreichende Folgen. Zudem gesellt sich ein kalkulierbares Risiko der EU-Staaten:

  • Steigender Verbrauch durch günstige Preise
    Durch die aktuell vergleichsweise niedrigen Gaspreise, könnte der Verbrauch stärker steigen, als zunächst angenommen und so Engpässe auslösen.

Die unbeeinflussbaren Parameter (siehe weiter oben) und das eben genannte kalkulierbare Risiko stellen eine explosive Mischung dar, deren Auswirkungen kaum abschätzbar sind.

Aus unserer Sicht ist es deshalb unbedingt notwendig, sich individuell auf mögliche Krisensituationen vorzubereiten.

Krisenvorsorge: Zurück zum “jetzt”

Wisst ihr noch, wann der beste Zeitpunkt ist, um mit Krisenvorsorge zu starten? Genau: “jetzt”.

Auch wenn die Gesamtsituation – konkret: In Hinblick auf die Energiekrise – in Summe weniger angespannt wirkt wie z.B. im Juni, sind wir von vielen unsicheren Faktoren abhängig.

Das eingangs erwähnte Beispiel der Klimakrise und des lauen Oktobers zeigt, wie sich unsere subjektive Wahrnehmung verändert. Wenn Dinge besser laufen als zunächst angenommen und wir von positiven Aspekten profitieren, neigen wir dazu, blinde Flecken zu entwickeln.

Wir haben vier Tipps für dich zusammengetragen, die dir helfen können, Situationen für dich passend einzuschätzen:

Nutze mehrere Quellen, um Infos einzuholen

Wenn du auf ein Thema gestoßen bist, dass dich beschäftigt, z.B. die Gasmangellage, ist es hilfreich, dass du verschiedene Artikel von unterschiedlich verorteten Medien dazu liest. 

Wir haben in diesem Artikel z.B. bewusst zwei unterschiedlich gelagerte Medien zitiert und einen internationalen Nachrichtendienst.

Bleibe kritisch und hinterfrage

Es läuft besser als erwartet? (z.B. genug Gas, warme Temperaturen) Sehr gut. 

Nutze die Situation, um weiter an deiner Krisenvorsorge zu arbeiten oder, um sie zu optimieren. 

Bedenke: Es handelt sich immer nur um Momentaufnahmen – bereits in zwei Monaten könnte die Welt schon wieder anders aussehen (z.B. sehr kalter Winter, zu wenig Gas, mögliches Blackout).

Versuche bestehende Krisen zu vernetzen

Um Situationen möglichst objektiv zu beurteilen, kann es hilfreich sein, verschiedene Krisen miteinander in Verbindungen zu setzen. 

Experten nutzen diese Praxis, um Risiken besser einzuschätzen. 

So kannst du z.B. für dich feststellen, dass der Klimawandel uns einen wohltemperierten Herbst beschert hat und sich die Auswirkungen der Energiekrise damit etwas nach hinten verlagert haben.

Entscheide individuell für dich passend

Krisenvorsorge ist eine sehr persönliche Angelegenheit

Einerseits, was deine Ausstattung betrifft. 

Und andererseits, was deine Einstellung dazu angeht. 

Hier gibt es kein richtig oder falsch. Wir bemühen uns hier für euch Ideen und Denkanstöße zu liefern. Ob und wie du es in dein Leben integrieren möchtest, obliegt alleine dir.

Unser Fazit

Die meisten von uns haben es nie gelernt, sich auf ernste Krisensituationen effektiv vorzubereiten. Zu stabil waren die vergangenen Jahrzehnte, es war schlicht nicht notwendig.

Nun ist es anders. Das Thema Eigenverantwortung ist in einer Zeit der multiplen Krisen, auf die wir gerade zusteuern, zentral. Jede und jeder ist von Experten angehalten, sich auf mögliche Krisensituationen vorzubereiten, z.B. mit entsprechenden Vorräten.

Wir haben hier skizziert, wie ein Wetterphänomen in diesem Herbst, bedingt durch den Klimawandel, unsere Wahrnehmung beeinflussen – und uns in falscher Sicherheit wähnen kann.

Ein wesentlicher Schritt kann hier sein, bestehende Krisen zu vernetzen und für sich selbst smarte Handlungsempfehlungen abzuleiten. 

In diesem Fall: Die Gaskrise ist nicht zu Ende, die Temperaturen können jederzeit und langanhaltend fallen im Winter. Ein mögliches Blackout steht weiter im Raum. Ich stocke meine Vorräte weiter auf.

Marina

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