Mit einem Campingkocher heizen? Kann das funktionieren? Wir haben die Kombination aus Heizaufsatz und Gaskocher einem ausführlichen Praxistest unterzogen.
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und wir haben uns daher Gedanken darüber gemacht, wie wir im Falle eines Stromausfalls unser Haus bzw. einen kleinen Bereich unseres Hauses warm halten können.
Einen Gas-Campingkocher besitzen wir bereits und daher haben wir uns einen Heizaufsatz für diesen Kocher besorgt. Die Idee ist, dass wir damit mit einem Gerät zwei Aspekte abdecken können – kochen und heizen.
Wie und ob das funktioniert, erfährt ihr in unserem Testbericht.
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Inhaltsverzeichnis
ToggleGaskocher mit Heizaufsatz
Wir haben den Campingaz Camp’Bistro DLX* gekauft. Eigentlich, um damit zu kochen, falls der Strom ausfällt.
Bei unseren Recherchen sind wir auf einen zusätzlichen Heizaufsatz* für solche Kocher gestoßen. Diesen stellst du einfach auf den Gaskocher.
Der Sinn ist, dass mit dem Heizaufsatz die Wärme gleichmäßiger an den Raum abgegeben bzw. abgestrahlt wird. Die Heizleistung und -verteilung steigert sich dadurch.
In unserem Test werden wir folgenden Fragen nachgehen:
- Um wie viel Grad kann ein 10 m² großer Raum aufgeheizt werden?
- Wie lange kann mit einer Gaskartusche geheizt werden?
- Wie heiß wird der Kocher während des Betriebs?
- Wie viel CO entsteht während des Betriebs in einem geschlossenen Raum?
Gefahren und Risiken bei der Anwendung eines Gaskochers in Innenräumen
Wir möchte an dieser Stelle auch ausdrücklich auf die Gefahren und Risiken hinweisen.
Der Campingkocher ist für den Betrieb im Freien vorgesehen. Wenn du ihn in einem geschlossenen Raum verwenden möchtest, musst du auf eine ausreichende Belüftung achten.
Darüber hinaus ist ein CO-Warner* aus unserer Sicht unbedingt erforderlich. Nur so kannst du das Risiko einer Kohlenmonoxidvergiftung, welche tödlich verlaufen kann, im Griff behalten.
Lasse den Campingkocher auch nie unbeaufsichtigt in Betrieb und schlafe keinesfalls ein. Achte auch auf deine Kinder oder Haustiere und platzieren den Kocher so, dass er für sie nicht erreichbar ist.
Inbetriebnahme des Kochers mit dem Heizaufsatz
Die grundlegende Bedienung des Campingaz Gaskochers haben wir uns schon in unserem Koch-Praxistest näher angesehen. Du kannst in unserem Praxistest zum Campingkocher nachlesen, wie du die Gaskartusche einlegst und den Kocher bedienst.
Der Zusammenbau ist sehr einfach – du musst den Aufsatz nur auf den Topfträger des Campingkochers stellen und darauf achten, dass die Einkerbungen des Aufsatzes fest am Topfträger verankert sind.
Bei unserem Campingaz Kocher* hält der Heizaufsatz ausgezeichnet. Da wackelt nichts und ich habe keine Bedenken, dass er runterfallen könnte.
Bevor du diese Heizkombination im Innenraum verwendest, empfehlen wir dir unbedingt, diesen zuerst im Freien auf Temperatur zu bringen und einzubrennen. Die Oberseite ist lackiert und bei der erstmaligen Erhitzung treten dabei Dämpfe aus, die sehr unangenehm riechen. Dazu lässt du den Kocher mit montiertem Aufsatz mindestens 10 bis 20 Minuten auf Volllast laufen.
Anschließend ist er für die Verwendung im Innenraum bereit.
Der Praxisversuch im Innenraum
Wir machen den Test in unserem Badezimmer. Dieses ist 10 m² groß und hat nur eine Außenwand, in der sich eine Terrassentür mit 2,40 m Breite und 2,80 m Höhe befindet. Das Thermometer und der CO-Warner sind 1,5 m vom Gaskocher entfernt und in einer Höhe von etwas über einem Meter aufgestellt.
Die Außentemperatur zum Zeitpunkt des Tests beträgt 4 Grad und es ist stark bewölkt. Im Inneren des Zimmers beträgt die Temperatur zu Beginn 19,7 Grad.
Den Gaskocher haben wir in die Mitte des 10 m² großen Raums aufgestellt. Kohlenmonoxid-Melder und Thermometer sind 1,5 m entfernt.
Wir entzünden die Flamme des Gaskochers und lassen diese während des gesamten Tests auf Volllast.
Nach etwa fünf Minuten beginnt der innere obere Teil des Heizaufsatzes zu glühen. Die Wärmeabgabe ist dabei deutlich spürbar. Vor allem im Abstand von einem Meter zum Kocher ist es sehr warm.
Wir lassen den Gaskocher 25 Minuten in Betrieb.
Am Ende beträgt die Temperatur des Raums 21,6 Grad.
Anschließend warten wir 15 Minuten und heizen nochmals für 10 Minuten. Die Temperatur kann nur mehr unwesentlich auf 21,9 Grad gesteigert werden.
Unsere Erkenntnisse aus diesem Praxistest
Um wie viel Grad kann ein 10 m² großer Raum aufgeheizt werden?
Die Temperatur konnte bei unserem Test in 25 Minuten um 1,9 Grad erhöht werden. Konkret wurde der Raum von 19,7 auf 21,6 Grad erwärmt. Die Flamme des Gaskochers war während der gesamten Anwendung auf Volllast gestellt.
Wie lange kann mit einer Gaskartusche geheizt werden?
In einer Gaskartusche sind 227 g Butan-Gas enthalten. Wir haben die verwendete Kartusche jeweils zu Beginn und am Ende abgewogen. Daraus können wir den Verbrauch berechnen und auf eine gesamte Gaskartusche hochrechnen.
Gestartet haben wir den Test mit 302 g und am Ende hatte die Kartusche noch 214. Wir haben also während unseres Tests 88 g Gas verbraucht. Der Kocher ist in Summe 35 Minuten in Betrieb gewesen.
Der Gasverbrauch liegt demnach bei 2,5 g pro Minute. Mit einer vollen Gaskartusche mit 227 g Inhalt kannst du also in etwa 90 Minuten auf Volllast heizen. Das entspricht auch dem Ergebnis, welches wir bei unserem Koch-Test mit dem Campingaz Camp’Bistro DLX ermittelt haben.
Während unseres 35 Minuten andauernden Tests haben wir 88 g an Gas verbraucht.
Wie heiß wird der Kocher während des Betriebs?
Der Heizaufsatz* erreicht eine Temperatur von etwa 350 Grad.
Der übrige Gaskocher erwärmt sich stellenweise auf maximal 50 Grad, insbesondere im Bereich des Topfträgers, wo sich naturgemäß die größte Hitze entwickelt.
Im Bereich der Gaskartusche oder unter dem Kocher ist keine nennenswerte Hitzeentwicklung feststellbar. Das passt aus unserer Sicht auf jeden Fall.
Interessant ist auch, wie lange der Heizaufsatz benötigt, um nach der Verwendung abzukühlen. Hier haben wir festgestellt, dass der Aufsatz sehr rasch abkühlt. Innerhalb weniger Minuten ist die Temperatur von über 350 Grad auf der Oberseite auf 70 Grad gesunken.
Daraus können wir ableiten, dass die Wärmespeicherfähigkeit dieser Heizkombination sehr gering ist. Sobald die Flamme aus ist, gibt der Heizaufsatz kaum mehr Wärme an den Raum ab.
Wie viel CO entsteht während des Betriebs in einem geschlossenen Raum?
Bei unserem Test konnten wir keine Entwicklung von CO feststellen. Der von uns verwendete CO-Warner* hat über die gesamte Laufzeit des Tests 0 ppm CO angezeigt.
Die gefühlte Qualität der Luft in diesem Raum war allerdings sehr schlecht. Es hat sehr unangenehm gerochen.
Trotz der Erst-Inbetriebnahme des Heizaufsatzes im Freien kann das durchaus an diesem liegen. Möglicherweise ist das bei der nächsten Anwendung besser.
Wir haben auch festgestellt, dass sich der Lack am lackierten Teil des Aufsatzes nach der Anwendung zu lösen beginnt. Wir haben in Erfahrungsberichten gelesen, dass es eine Alternative ist, diesen Teil abzuschrauben und stattdessen einen Ton-Untersetzer zu verwenden.
Warum wir überhaupt eine Notheizung brauchen?
Wir wohnen in einem Haus, das wir mittels einer Wärmepumpe und Fußbodenheizung beheizen. Leider haben wir keinen Kamin verbaut und daher wäre es nur mit sehr viel Aufwand möglich, einen Holzofen oder ähnliches nachträglich zu installieren.
Das Gebäude ist gut gedämmt, aber bei einem Ausfall der Heizung und Minusgraden im Winter dauert es nicht lange, bis die Innenräume beginnen auszukühlen.
Ein Szenario auf das wir unbedingt gut vorbereitet sein möchten. Auch weil es mit unserem zwei Jahre alten Kleinkind nochmals herausfordernder ist, solch eine Phase zu überstehen.
Falls du auch Kinder oder gar ein Neugeborenes hast, ist dieses Thema besonders wichtig für dich. Das gilt auch, wenn du ältere oder pflegebedürftige Menschen in deinem Umfeld hast.
Neben Notheizungen wie Petroleumöfen, Infrarotheizungen oder mobilen Gasheizungen kannst du auch weitere Schritte setzen, damit du dich und dein zu Hause bestmöglich auf einen Heizungsausfall vorbereiten kannst. Wir haben dazu in warme Decken, Schlafsäcke und Thermounterwäsche investiert.
Wie sieht unser Plan bei einem Heizungsausfall aus?
Fällt die Heizung aus, ist es illusorisch zu glauben, dass wir unsere gesamte Wohnfläche auf einer angenehmen Temperatur halten können. Dazu ist unser Haus zu groß und aufgrund der Bauform – es ist alles auf einer Etage in Form eines “L” angeordnet – wäre es nur mit sehr viel Aufwand an Energie möglich.
Daher werden wir uns auf einen kleineren Bereich zurückziehen und diesen versuchen zu beheizen. Dieser Bereich besteht aus unserem Schlaf- und Badezimmer, ist etwa 25 m² groß und mit einer normalen Innentür zum Rest des Hauses abgetrennt.
Wir denken, dass dieser Platz für uns drei ausreichend groß ist. Das Badezimmer können wir für diesen Zeitraum auch umfunktionieren, z.B. als Spielzimmer für unser Kleinkind. So können wir uns auch etwas unabhängig voneinander bewegen und kleben nicht die ganze Zeit direkt aufeinander.
Sollte dieser Plan nicht aufgehen, d.h. die Temperatur kann nicht auf einem angenehmen Niveau gehalten werden oder das Heizmaterial ist ausgegangen, haben wir uns einen Plan B zurechtgelegt.
Bei diesem Szenario würden wir uns in eines der kleineren Zimmer mit etwa 12 m² begeben – unser Büro oder das Zimmer unseres Sohnes. Hier würden wir mit Decken und Schlafsäcken, der Körperwärme, die wir abstrahlen und als letzten Ausweg mit den umstrittenen Teelichtöfen versuchen, Wärme zu erzeugen.
Neue Fragen aus dem Praxistest
Für uns stellen sich nach diesem Versuch neue Fragen, die zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet bleiben:
- Wie viel bringt der Heizaufsatz tatsächlich?
Würde die Temperaturentwicklung anders aussehen, wenn der Aufsatz nicht verwendet werden würde? - Wie steht es um die Qualität der Luft?
Während des Tests konnte keine CO-Belastung ermittelt werden. Die Luft war aber gefühlt sehr schlecht. Die Ermittlung des CO2-Gehalts ist daher definitiv interessant. - Wird die Geruchsentwicklung mit der Zeit weniger?
Nach der Verwendung muss der Raum wegen des unangenehmen Geruchs stark gelüftet werden. Der Nutzen des Heizens ist dadurch stark in Frage gestellt, wenn anschließend ein Luftaustausch erfolgen muss – frische kalte gegen schlechte warme Luft. - Wie verhält sich die Wärmeentwicklung in einem ausgekühlten Raum?
Wie rasch kann ein Gaskocher mit Heizaufsatz einen Raum mit 13 bis 15 Grad Raumtemperatur aufheizen und wie lange bleibt es anschließend warm? Dieses Szenario würde einem Krisenfall näher kommen.
Unser Fazit
Der Praxistest hat uns gezeigt, dass wir den Campingkocher Campingaz Camp’Bistro DLX* auch nach dieser sehr ausführlichen Anwendung weiterhin uneingeschränkt empfehlen können.
Allerdings sind wir der Ansicht, dass die Kombination aus Campingkocher mit Heizaufsatz keine alleinige Notheizung darstellt.
Unsere Erwartungen wurden insgesamt nicht erfüllt. Zum einen hat uns die Wärmeentwicklung nicht überzeugt – wir haben uns einen Temperaturanstieg von mindestens 3 bis 4 Grad anstelle der festgestellten 2 Grad erwartet.
Der gravierende Punkt ist allerdings die schlechte Luftqualität, sodass nach dem Heizen gut gelüftet werden muss. Das führt aber wiederum dazu, dass die warme Luft wieder entweicht.
Ein mögliches Anwendungsszenario ist, diese Heizkombination in einem größeren Raum zu betreiben und zum Aufwärmen im näheren Umfeld mittels der abgegebenen Strahlungswärme zu verwenden. So macht sich die schlechte Luftqualität weniger bemerkbar.
Für uns ist nach diesem Test klar, dass unser oben beschriebener Plan, einen 25 m² großen Bereich zu beheizen, mit dieser Notheizung nicht umgesetzt werden kann. Wir werden uns nach anderen Alternativen wie Petroleumöfen oder leistungsstärkeren mobilen Gasheizungen umsehen.
Lesetipps
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- Petroleumofen: Damit heizt du ohne Strom und Gas
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Holprig startete er mit seiner Frau Marina schließlich in die eigene Krisenvorsorge.
Gemeinsam betreiben sie Krisenchecker nun als Lernende. Sie helfen damit anderen Familien mit Krisenvorsorge zu beginnen bzw. zu vertiefen.
Andreas hat Technische Informatik studiert und arbeitet seit 2001 im Bereich Software-Testing. Qualitätsbewusstsein und ein kritischer Blick sind wichtig für sein tägliches Tun.
Deshalb ist er auch hier im Blog für die harten Fakten zuständig: Er stellt Produkte für die Krisenvorsorge auf den Prüfstand, testet und vergleicht sie.
Hier erfährst du mehr über Marina & Andreas. Übrigens: Es gibt auch einen Krisenchecker-Newsletter. Abonniere ihn und lade dir unser E-Book mit hilfreichen Insights und Tipps herunter👋😎.
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