Finanzielle Krisenvorsorge: Tipps für Familien

Finanzielle Krisenvorsorge: „Die hohe Inflation wird uns länger begleiten, ich möchte dagegen wirken“ [Interview]

Familienvater Martin (41) erzählt, wie gut er für mögliche Krisenszenarien aufgestellt ist und gibt uns Einblick in seine finanzielle Krisenvorsorge.

Wer erzählt hier?

Interviewpartner: Martin, 41 Jahre, aus Südösterreich

  • beschäftigt sich seit der globalen Finanzkrise 2007/ 2008 aktiv mit dem Thema Krisenvorsorge,
  • lebt mit seiner Frau und zwei Kindern (8, 10 Jahre) in einem Haus,
  • ist im Automatisierungsbereich tätig.

Finanzkrise als Vorsorge-Turbo

 

Martin, seit wann betreibst du Krisenvorsorge?

Seit der globalen Finanzkrise 2007/ 2008. Das waren meine ersten Momente, in denen ich mich gefragt habe: “Was passiert jetzt eigentlich mit meinem Geld?”

Woher beziehst du deine Informationen und dein Wissen?

Ich lese sehr viel. 

Auf der anderen Seite sind mir durch die berufliche Reisetätigkeit in über 20 Jahren einige Länder untergekommen, in denen es zum Tagesgeschäft geworden ist, was wir unter “Krisenvorsorge” verstehen.

Ich denke z. B. an Brasilien oder Venezuela.

Verbringt man dort einige Wochen seinen beruflichen und privaten Alltag, wird einem bewusst, worum es wirklich geht: Wenn für uns selbstverständliche Ressourcen knapp werden, kann selbst dem Nachbarn nicht mehr vertraut werden, weil er vielleicht noch weniger besitzt als man selbst …

Mit der “physischen” Krisenvorsorge sind wir in Österreich denke ich, ganz gut aufgestellt.

Physische vs. psychische Krisenvorsorge

 

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Aspekte, wenn es um Krisenvorsorge geht?

Mit der “physischen” Krisenvorsorge sind wir in Österreich denke ich, ganz gut aufgestellt.

Viele Freunde und Bekannte in unserem Umfeld bereiten sich vor, lesen sich ein und machen etwas. 

Wo wir international gesehen nicht “mithalten” können – vielleicht auch gut so – ist die persönliche Erfahrung mit Krisen solcher Art.

Wir haben weder Vulkane, Erdbeben, Tsunamis etc. in unserer Heimat – noch haben wir in der Regel strukturelle Probleme mit Wasserversorgung, Strom, Gas und dergleichen.

So haben wir mental / “psychisch” gesehen einen großen Punkt, auf den wir den Fokus legen sollten.

(Anm.: Wenn du mehr darüber lesen möchtest: Wir haben uns mit Psychologin Astrid Arbeiter über mentale Krisenvorsorge unterhalten.)

Wir kennen derartige Szenarien nur aus Büchern und den Medien.

Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, Krisenszenarien durchzuspielen

Ein praktisches Beispiel: “Wie reagieren Ihre Familienmitglieder, wenn Sie einfach mal zwei Tage lang Strom und Heizung abdrehen? Probieren Sie es aus!”

Finanzielle Krisenvorsorge: Edelmetalle als Trumpf

 

Wie schätzt du die aktuelle Situation rund um finanzielle Sicherheit ein? Welche Risiken siehst du?

Die nach wie vor hohe Inflation wird uns wohl noch länger begleiten, da gilt es für mich entschieden dagegen zu wirken – soweit das als Privatperson möglich ist.

Generell halte ich vom klassischen Sparbuch sehr wenig und besitze auch keines.

Wie bereitest du dich in Hinblick auf finanzielle Krisen vor?

Ich mag Bargeld.

Eine Reserve abseits von Bank, Schließfach und Kreditkarte erachte ich als ganz besonders wichtig. 

Wie groß dieser “Notgroschen” ist, muss jeder nach seinen Möglichkeiten entscheiden.

Aktien sind und waren zwischendurch eine gute Sache, um der Inflation entgegenzuwirken. Das ist aber wohl nicht für jeden ein gangbarer Weg.

(Anm.: Falls du mehr darüber wissen möchtest – in diesem Artikel haben wir uns das Thema Bargeld und Krisenvorsorge ganz genau angeschaut).

Was sind deine Tipps für die finanzielle Vorsorge?

Persönlich habe ich auch in klassische Edelmetalle wie Gold und Silber investiert – eine weitere Säule zum Bargeld.

Gerade Gold hat sich in den letzten 15 Jahren bestens entwickelt, das kann ich jedem empfehlen – auch wenn die Möglichkeiten mit einem durchschnittlichen Job mit Familie vielleicht etwas eingeschränkt sind.

Eine Aufteilung in zwei Kategorien (50/50) hat sich dabei für mich als sinnvoll erwiesen:

1. Barren:

  • günstigerer Preis pro Unze
  • einfacher in der Lagerung
  • aber schwieriger zu verkaufen

2. Münzen:

  • leichter zu verkaufen als Barren (kleinere Einheiten)
  • aber teurer in der Anschaffung wegen Prägung und Design
  • können als Zahlungsmittel eingesetzt werden

Der US-Dollar (USD) ist für mich immer noch die optimale Fluchtwährung.

Sind Bitcoins aus deiner Sicht eine Alternative für die Krisenvorsorge?

Bitcoins sind für mich ein Spekulationsobjekt.

Ich denke, dass gerade in Zeiten einer Finanzkrise das Vertrauen in Banken und damit in das Bankensystem schwer erschüttert sein wird.

Damit zieht es Menschen hin zu “greifbaren” Vermögenswerten, welche Stabilität bieten können – in diese Kategorie fallen Bitcoins aus meiner Sicht aktuell nicht.

Persönlich halte ich derzeit eine kleine Menge Bitcoins, aber eben im Sinne als Spekulationsobjekt. Im Krisenfall rechne ich mit einem Totalausfall dieses Bereichs.

Was ist für dich eine Fluchtwährung?

Der US-Dollar (USD) ist für mich immer noch die optimale Fluchtwährung

Er ist praktisch weltweit bekannt und wird bis auf wenige Ausnahmen angenommen bzw. ist leicht konvertierbar.

So konnte ich z. B. auf der Elfenbeinküste einigen “Ungereimtheiten” entgehen: Sei es ein vertrauenswürdiges Taxi zu bekommen oder einen guten Tipp für den nächsten sicheren Einkauf.

Neben USD kann ich auch einen kleinen Vorrat in Schweizer Franken empfehlen.

Krisenvorsorge mit Kindern

 

Auf welche Arten von Krisen bereitest du deine Familie vor?

Eher nicht spezifisch

Ich bin der Meinung, man kann sich unmöglich auf jede Eventualität vorbereiten.

Wir sind eine vierköpfige Familie, mit den Kindern unterliegt vieles einem stetigen Wandel.

(Anm.: Wenn Du tiefer ins Thema eintauchen möchtest: Unsere Gastautorin Jule hat sich hier über Krisenvorsorge speziell mit Kindern Gedanken gemacht.

Begonnen hat das Thema für uns ganz und gar nicht als Krisenvorsorge, sondern als Campingurlaub.

Möchtest du uns einen Einblick in eure persönliche Krisenvorsorge geben?

Begonnen hat das Thema für uns ganz und gar nicht als Krisenvorsorge, sondern als Campingurlaub.

Es sollte etwas anderes sein als das klassische Hotelzimmer plus Strand. Seit wir Kinder haben, sind die Sommerurlaube immer im Outdoor- oder Campingbereich angesiedelt.

Von daher hatten wir Wasser, Säfte, Wein, Nudeln, Dosenbrot, Gulasch etc. praktisch immer auf Vorrat.

Diese Vorräte habe ich später weiter ausgebaut, um für alle Familienmitglieder vorbereitet zu sein. So können wir im Falle des Falles tatsächlich einige Tage über die Runden zu kommen.

Camping ist besonders mit Kindern eine gute Möglichkeit, um den Ernstfall in Krisensituationen zu trainieren. © Pixabay / StockSnap

Bereitet ihre eure Kinder dezidiert auf Krisensituationen vor? Habt ihr das Thema mit ihnen schon mal besprochen?

Ja, die sind top-vorbereitet 😉

Auch wenn ihnen die Tragweite so einer Situation wohl nicht bewusst ist, finden sie Camping und übernachten im Freien spannend. Zumindest so lange wir Eltern dabei sind.

Blackout überstehen mit Kids

 

Wie wahrscheinlich schätzt du ein Blackout ein?

Das Risiko für einen Blackout würde ich als zunehmend sehen.

Wobei die überzogene Berichterstattung mancher Medien manchmal mehr schadet als nützt.

Ich kenne Menschen, die sind deshalb abgestumpft und haben resigniert:

  • “Ich kann eh nichts tun”.
  • “Wir sind ausgeliefert”.
  • “Die Regierung verarscht uns doch nur”.

Was glaubst du sind die größten Herausforderungen, wenn tatsächlich ein Blackout eintritt?

1. Als Family: die eigenen Kinder

Als Erwachsene können wir uns einstellen, uns anpassen, kommen irgendwie durch. 

Kinder können mit einer solchen Situation erst mal nichts anfangen – damit liegt es an uns Erwachsenen, sie darauf vorzubereiten.

Wenn es tatsächlich so weit kommt, werden die Kids sich unser Verhalten sehr genau ansehen und entsprechend reagieren. Bleiben wir gelassen – weil wir uns darauf vorbereitet haben – werden sie es auch sein.

2. Allgemein: die Abwasserthematik

In ländlicher Umgebung wird das kein großes Problem sein, aber wie das in den Städten funktionieren soll, kann ich mir bis dato nicht richtig vorstellen.

Für Kinder sind Routinen und Ruhe im Ernstfall ein wichtiger Anker. Um diese Gelassenheit auch im Krisenfall zu bewahren, raten Psycholog:innen u. a. dazu, mögliche Szenarien durchzudenken. © Pixabay / StockSnap

Home Defense: Wohnen mit Armbrust?

 

Wie schätzt du die Gefahr von Ausschreitungen ein, sollte es tatsächlich zu einem Krisenfall wie einem Blackout kommen?

Ich denke, dass es in Städten wesentlich gefährlicher wird als im ländlichen Bereich: Das Leben auf engem Raum, die begrenzten Möglichkeiten etwas einzulagern, das Abwasserproblem – um nur einige Punkte zu nennen.

All das löst bei den meisten Menschen wohl innerhalb kurzer Zeit schwer kontrollierbare Reaktionen aus.

Ob hier ein umgehendes Verlassen der Wohnung der beste Weg ist? Ohne Vorbereitung eines entsprechenden Fluchtortes wohl nicht …

Ich denke, dass es (Anm.: Krisenszenarien) in Städten wesentlich gefährlicher wird als im ländlichen Bereich.

Wie bist du bzgl. Home Defense ausgestattet?

Hier fühle ich mich tatsächlich nicht gut vorbereitet. Mit Pfeffersprays wirds nicht getan sein, das ist mir bewusst.

Andererseits möchte ich nicht hochrüsten (Anm.: Schusswaffen), wie das z. B. in USA ganz alltäglich gemacht wird. Hier war ich schon öfter auf sogenannten “Shooting Ranges” unterwegs.

Dort kann man sich in aller Ruhe mit verschiedensten Waffen vertraut machen – und feststellen, wie schwierig es ist, damit ein bewegliches Ziel zu treffen.

Sollte man sich für die Anschaffung einer Feuerwaffe entscheiden, muss der Umgang damit geübt werden, und das laufend.

Auch sollte bedacht werden, dass ein Angreifer im Ernstfall “motivierter” auftritt, wenn man selbst eine Waffe in den Händen hält. Im Worst Case gibt man dem Angreifer eine Waffe in die Hand, die gegen einen selbst verwendet wird!

Aus meiner Sicht die bessere Wahl: z. B. ein Baseballschläger, ein Schlagstock, einen Tonfa, …

Ich habe mich übrigens früher aus rein sportlichen Gründen im Armbrustschießen versucht.

So viel kann ich sagen: Mit dieser wird das nichts, was Home Defense betrifft. Alleine was die Treffsicherheit angeht, in einer Stresssituation ist eine Verteidigung damit nicht möglich.

Die ethische Frage, welche unbedingt vorher in jedem Fall geklärt sein muss:
Wie weit würde man im Notfall gehen? 

Auch die rechtliche Situation: Man begeht eine Straftat. Mit deren Konsequenzen muss man danach leben können.

Vielleicht eine Alternative zu Waffen? Tauschmittel anbieten.

Marina

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